12.03.2024 / Agenda Liesing

Eine Gedenkveranstaltung mit 2 Schwerpunkten

Virtuelle Gedenkbegehung für Alice Löwy

Bei dieser Gedenkveranstaltung erinnerten wir uns an Alice Löwy, geboren am 9.4.1882 in Wien, letzte Wohnadresse Oberlaaer Straße 298.

Alice Löwy war eine von 200.000 ermordeten Menschen, die durch das NS-Regime als krank oder als behindert eingestuft wurde. Diese NS-Markierung war für Sie ein Todesurteil.

Wir wissen, dass Alice Löwy  einige Jahre in verschiedenen Pflegeanstalten „untergebracht“ war. 1941 wurde Sie von Steinhof nach Hartheim verlegt und am 29.5.1941 ermordet.

Robert Patocka hat die Lebensdaten, die wir von Alice Löwy gefunden haben, hier zusammengefasst.

 

 

 

Vortrag von Univ.-Prof. Mag. Dr. Herwig Czech

Eugenik, „Rassenhygiene“ und das nationalsozialistische Mordprogramm in der Psychiatrie

Die historische Geschichte der Eugenik (auch Erbgesundheitslehre) reicht bis in die zweite Hälfte des 19 Jahrhunderts zurück.

Ziel der Rassenhygiene oder Eugenik war die Entwicklung gesunder Erbanlagen zur genetischen Verbesserung der "eigenen Rasse". Zur sogenannten positiven Eugenik gehörte die Förderung der Geburtenrate von "Erbgesunden" und "Tüchtigen", zu den Maßnahmen der "negativen Eugenik" die Geburtenverhütung bei Erbkranken, um ihren Anteil in der Bevölkerung zu reduzieren.

Die steigende Akzeptanz und Verbreitung von „Rassenhygiene und Rassenkunde in der Wissenschaft“ zeigte sich in der Weimarer Republik in ihrer voranschreitenden Institutionalisierung. Der erste deutsche Lehrstuhl für Rassenhygiene wurde 1923 in München eingerichtet. In den folgenden Jahren erhöhten sich im Medizinstudium die Pflichtstunden in Rassenhygiene und Eugenik kontinuierlich. Die starke Befürwortung der Rassenhygiene vor 1933 war kein spezifisch deutsches Phänomen. In vielen Ländern Europas und Amerikas wurden Rassenhygiene und Sterilisierung als ein Instrument staatlicher Sozialpolitik angesehen.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden die Begriffe „Rassenhygiene und Euthanasie“ geprägt und diente zur Rechtfertigung der Vernichtung des sog. „lebensunwerten Lebens“, etwa in der Aktion T4 – systematische Ermordung von Menschen, die als psychisch oder physisch Krank bzw. Behindert klassifiziert wurden. Dr. Herwig Czech gab in seinem Vortrag einen sehr guten Überblick zu den Hintergründen und zur historischen Einordnung. Die anschließende Publikumsdiskussion ermöglichte einen weiteren vertiefenden Einblick in diese menschverachtende Thematik.