Im Kontext Demokratie …
ist eine mehrteilige Ella-Lingens-Vortragsreihe der Wohnpartner Liesing in Kooperation mit der Agenda Gruppe Steine der Erinnerung in Liesing.
Im Rahmen der Veranstaltungen wird auf die Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements für die Aufrechterhaltung einer kritisch geführten gesellschaftlichen Debatte über historische Verantwortung verwiesen, die im Bereich der Erinnerungs-bzw. Gedenkkultur ihre Verortung findet. Darüber hinaus wird auch auf die künftige Rolle Wiens als Demokratiehauptstadt Europas („European Capital of Democracy 2024/2025“) thematisiert.
Am 8.10.2024 referierte und diskutierte Evelyn Steinthaler (Kommunikationswissenschaftlerin und Kulturpublizistin, Biografin, Autorin und Herausgeberin von Sachbüchern) zur Widerstandsgruppe Altlerchenfeld mit den Besucher*innen der Veranstaltung.
Der Widerstand im Altlerchenfeld formierte sich zunächst aus sozialistischen, kommunistischen und gewerkschaftlichen Kreisen. Diese Gruppierungen, die in der Zwischenkriegszeit bereits gegen den aufkommenden Faschismus gekämpft hatten, waren besonders wachsam gegenüber der NS-Diktatur und sahen die Notwendigkeit, aktiv gegen das NS-Regime und die Verfolgung von Minderheiten vorzugehen. Oskar Simak, der Messner der Pfarre Altlerchenfeld gründete eine kirchlich orientierte Widerstandsgruppe mit dem Sitz im Pfarrgebäude Altlerchenfeld, in der bald Antifaschist*innen aller politischen Richtungen Aufnahme fand. Die Gruppe kümmerte sich um Unterkünfte für untergetauchte Jüd*innen. Ein Arzt aus der Gruppe behandelte die versteckten Menschen. Weiters wurden falsche Atteste ausgestellt, um Jugendlichen die üblichen Dienste für die Hitlerjugend zu ersparen, und um Männer, die zur Wehrmacht eingezogen werden sollten, in Sicherheit zu bringen.
Diskutiert wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden die Frage „Was können wir – fast 80 Jahre nach der Befreiung Wiens vom NS-Terror – von der Arbeit der Widerstandsgruppe lernen?
Wie kann der Mut und die Arbeit von Oskar Simak, Franz Zohar und Marie Frankl, sowie allen anderen Mitgliedern der Gruppe auf unsere Gegenwart einen Einfluss nehmen?
Wir müssen heute nicht in den Widerstand gehen, wir leben schließlich in einer Demokratie. Aber wie kann es uns gelingen mehr Zivilcourage zu entwickeln und nicht wegzuschauen, wenn wir Zeug*innen von rassistischen und antisemitischen Übergriffen werden.