24.04.2020 / Agenda Liesing

Nachbarschaft Liesing - Trommeln nach Corona?

Ein Stimmungsbild aus dem Haus am Mühlengrund in Corona Zeiten

Liselotte Wimmer, jahrelang aktiv im Generationendialog der Agenda lebt im Haus am Mühlengrund, einem der 30 „Häuser zum Leben“ in Wien. Sie setzt sich als Bewohner_innenbeirätin für deren Belange ein. Den Alltag im Haus beschreibt Liselotte in der Covid-19 Zeit als sehr verändert. Striktes Besuchsverbot und die behördlich verordneten Ausgehbestimmungen sind dabei die wichtigsten Maßnahmen. Da es in einigen Häusern schon Covid-19 Erkrankte gab, wird das Besuchsverbot durch eine Zutrittskontrolle beim Haupteingang überwacht. Alle anderen Eingänge wurden versiegelt. „Das ist wichtig, weil es gibt schon Bewohner*innen, die das nicht einsehen wollen und in der Vergangenheit Besuche ins Haus geschmuggelt haben.“

Nachbarschaft in den bekannten Formen gibt es zurzeit nicht mehr. Keine gegenseitige Besuche in den eigenen Wohnungen im Haus, kein Zusammentreffen im Speisesaal, im Marktplatzcafe, keine Nachbar*innen von außerhalb, die ehrenamtlich Aktivitäten mit Bewohner*innen durchführen. Zwei wichtige Dinge in Zeiten wie diesen seien Informationen und Freundlichkeit der Mitarbeiter*innen. „Wir haben eine wunderbare Organisation und werden sehr gut verpflegt.“ Das „Eingesperrt sein“ sei so besser auszuhalten. Besonders schwer hätten es demenzkranke Personen im Haus, die oft nicht verstehen können, was vor sich geht. Balkone, Dachterrasse und Garten sind Möglichkeiten frische Luft zu schnappen und sich etwas die Beine zu vertreten.

„Wir haben im Haus ein Café das Marktplatz heißt und daraus ist jetzt ein fliegender Marktplatz entstanden.“ Ein Wagen beladen mit Snacks, Kuchen, Getränken und sonstigen Leckereien fährt von Tür zu Tür. Was Liselotte besonders beeindruckt, ist die Freundlichkeit der Personen, die unter sehr schwierigen Bedingungen im Haus arbeiten. Es gäbe immer wieder Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung in dem die Mitarbeiter*innen sich z.B. durch Zettel - ebenfalls transportiert auf den Marktplatzwagerl - bei den Bewohner*innen bedanken und umgekehrt, erzählt sie sichtlich gerührt.

Wie es weitergeht und wie lange dieser Ausnahmezustand andauert ist noch nicht abzusehen. Liselottes Vorsatz: weiter positiv bleiben sich auf den nächsten Auftritt mit ihrer Trommelgruppe freuen.